Denke ich an Dessau in der Nacht...

...bin ich tatsächlich, ab und an um den Schlaf gebracht.

Wer mich kennt weiß, dass ich es noch nicht geschafft habe, durch und durch pro Dessau zu sein. Das liegt aber weniger an der Stadt, als an seinen Bewohnern. Ist diese einst so prachtvolle, herrschaftliche Stadt doch so furchtbar bestraft worden und als Kriegsopfer mit abgetrennten Gliedmaßen zurück gelassen worden.

Für ein städtebauliches Projekt habe ich mich vor circa 2 Jahren mit der Bauhausstadt etwas detaillierter beschäftigt. Dazu habe ich das Stadtarchiv besucht und das Bildarchiv durchforstet. Alte Fotos rufen in den meisten Fällen Wehmut hervor aber in diesem Fall war es einfach nur Trauer um eine veraltete, ungepflegte ehemalige Schönheit. Seit diesem Schlüsselmoment sehe ich Dessau mit anderen Augen.




Das Traurige ist, der gemeine Dessauer hat eine Art Betriebsblindheit entwickelt. Ganz davon abgesehen, dass er im Allgemeinen problemorientiert, unzufrieden und nicht der freundlichste Menschenschlag ist. Er erkennt selten das Potential. Ganz davon abgesehen, dass er dieses nicht nutzt.
Diese Kombination aus der der kaputten Hülle und dem Bewohner hat dieser Stadt den Namen Depressau verpasst.
Dabei gibt es punktuell wahrliche Prachtstücke zu finden. Beschenkt mit dem angrenzenden Dessau-Wörlitzer Gartenreich, dem Bauhaus und seinen Erzeugnissen die sich durch die Stadt schlengeln, sowie kleineren geschichtsträchtigen Orten wie die Reste des Schlosses oder die dunklen Vermächtnisse der ehemaligen Zuckerfabrik in der zu Kriegszeiten Zyankali gewonnen wurde.

Neben dem Dauerthema der Muldebrücke, einer neuen Schwimmhalle, verfolge ich ganz gebannt die Entwicklung rund um das geplante Bauhausmuseum.
Allem voran die Standortfrage. Es wurden diverse Standorte auf ihre Tauglichkeit diskutiert. Dürfte ich in dieser Diskussion zu Wort kommen, bin ich für den Stadtpark als zentralen Punkt für eine Neuanschaffung der Stadt.

Der Stadtpark Dessaus liegt im Herzen der Stadt und wurde vor nicht allzu langer Zeit neu gestaltet und mit Freizeitanlagen ausgestattet.
Die Nutzung des Stadtparks als solches, führt bis ins 15Jhd zurück. Wurden dort zu dieser Zeit kleinere Gartenanlagen errichtet, kamen über die Jahrhunderte viele Bauten hinzu. Die bekanntesten lies der hier jährlich gefeierte Fürst Leopold für seine Söhne Prinz Eugen und Moritz errichten. An der Ecke Kavallierstraße / Friedrichstraße entstand einige Zeit später das Palais Reina. Genau an dieser Stelle steht heute eine City-Toillette. Diese Ecke ist als Planungsgebiet in die engere und vor allem zu meiner Wahl geworden.

Eine weitere Örtlichkeit befindet sich im Stadtteil Ziebigk, unweit der Meisterhäuser und des Bauhauses. Man könnte meinen, dass sich keine Stelle aufgrund des örtlichen Bezugs besser eignen würde als diese.
Meines Erachtens, wäre das ein weiterer Schritt weg von der Stadt im Ganzen. Man sollte so eine Gelegenheit nutzen, um der Stadt mehr Besucherfrequenz zu ermöglichen. Das geht nur mittels eines zentralen Standortes.
Könnte man doch einen roten Faden durch Dessau legen um die Geschichte der Stadt, zu der das Bauhaus mit großem Anteil gehört zu verbinden. Dem damaligen Bürgermeister dieser Stadt war es verdanken, dass das Bauhaus zur Zeit des Nationalsozialismus in Dessau Wurzeln schlagen konnte.
Das Bauhaus und die Stadt sollten eine Einheit bilden. Die Marke Bauhaus ist die weltweit Bekannteste. Ohne dieses wäre Dessau eine längst vergessene Stadt.

Derzeit ist sie ein geteilte. Durchtrennt von einer Bahnlinie, die die Dessauer nach Halle, Leipzig, Berlin, Magdeburg bringt, gibt es einen kulturell und optisch wertvollen Teil auf der Nord-West-Seite und den Rest auf der anderen Seite. Entscheidet man sich für den Standort in der Nähe der Besuchermagnete Bauhaus und Meisterhäuser, bleibt dieser Zustand erhalten. Dessau hätte einen gesunden und einen weniger gesunden Lungenflügel.
Der Standort Stadtpark könnte dazu beitragen, einen der gespiegelten Elbe ähnlichen Kulturpfad durch die Stadt zu legen.
Angefangen im südöstlich gelegenen Johannbau, der als Rest des Schlosses die Stadteingangssituation bildet. Dort befindet sich ein aus Messing gegossenes Modell der Stadt vor dem Bombenbefall. Dieses zeigt so wunderbar welche Schönheiten hier zerstört wurden.
Von dort geht es über die neu gestaltete (in Planung) Kavalierstraße in das Bauhausmuseum im Stadtpark. Lässt man dieses hinter sich, geht es über die Fritz-Hesse-Straße am Anhaltischen Theater vorbei. Das Anhaltische Theater wurde im Übrigen zu einer dunklen Zeit, mit dem Ziel aus Dessau das Bayreuth des Nordens werden zu lassen, errichtet. Zu seiner Zeit einzigartig, unterliegt es nun auch dem schrumpfenden Kulturhaushalt.
Hat man das Theater passiert, kann man auf direktem Weg durch den restaurierten Bahnhof auf das Bauhaus zu steuern oder man macht einen Abstecher zum Wörlitzer Bahnhof und dem angrenzenden Umweltbundesamt. Dieses prägt durch seine Formsprache, Farbe und Größe das Stadtbild und wird nun durch einen kleinen "Diamanten" erweitert.
Am Bauhaus angekommen, nimmt man die Gropiusallee zu den Meisterhäusern und lässt die Route am Kornhaus an der Elbe enden. Warum nicht so?

Ich bin mir im Klaren, dass die ganze Diskussion auch starke politische Hintergründe hat. Aber man sollte allem voran das Wohl der Stadt im Auge behalten und nicht welcher Gruppierung es dadurch besser ginge. Das Wichtigste ist ein zufriedener Bürger. Denn Schönheit kommt bekanntlich auch von innen.

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